Unsere Welt ist eng geworden und Boden ein knappes Gut. In der Folge wurden einst reich strukturierte Agrarlandschaften ausgeräumt. Vor diesem Bild entstand in England die Idee der Beetle Bank, zu Deutsch Käferbank.
Das Ziel: Mit geringem Aufwand Agrarstrukturen zur Biotopvernetzung und als Rückzugsorte für Insekten-, Vogelfauna und natürlich auch das Niederwild zu schaffen und damit dem Erhalt der Artenvielfalt in der agrarisch geprägten Offenlandschaft zu dienen.
In einem Aufsatz schreibt Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland, in „Der Überläufer“, 06-2023: „ Bevor der Pflug zum Einsatz kommt, sollte die Lage des Walls gut überlegt und auf die Maschinenkonstellation des Betriebes angepasst sein. Die Beetle Bank wird innerhalb eines Schlages oder an den Rand eines Schlages als Grenze angelegt. Der Wall soll nicht parallel von Wegen oder Straßen angelegt sein, sondern im Idealfall im rechten Winkel davon wegführen. Das Vorgewende wird insbesondere bei der Anlage im Feld nicht gepflügt, was ein Umfahren der Beetle Bank bei der Feldarbeit erleichtert. Zudem wird das Auffinden durch Beutegreifer am Boden durch den Abstand zu den Feldwegen erschwert. Und es werden keine Spaziergänger verleitet, die Beetle Bank zu Freizeitzwecken zu nutzen.
Auf dem Acker wird ein etwa fünf Meter breiter Streifen ausgewählt, der zuvor je nach Boden und Feuchte gegrubbert werden kann, so dass die Krume nicht zu grobschollig wird. Der Pflug wird außen angesetzt und die Schare werfen die Erde zum Innern des Streifens. Dieser Vorgang wird beim Wenden in gegengesetzter Richtung wiederholt, ohne dass der Pflug gedreht wird. Dieser Vorgang wird in der Regel zwei- bis dreimal je Seite wiederholt, bis in der Mitte ein etwa drei Meter breiter und gut 40 Zentimeter hoher Wall entsteht. Nach dem Anhäufen soll der Wall sich für zwei bis drei Wochen setzen. Die Einsaat mit einem eigens entwickelten Saatgut kann im Herbst oder im Frühjahr erfolgen.“
Als diese Idee bei einer Jägerversammlung vorgestellt wurde, erklärte sich der Ohner Landwirt und Jäger Evert Hermeling, Hegering II, spontan bereit, eine Beetle Bank als Pilotprojekt auf seinem Betrieb anzulegen. Schnell war eine geeignete Fläche gefunden und im Frühjahr zur Ansaat vorbereitet (Foto 1). Nachdem das Saatgut gut aufgelaufen war und sich der Pflanzenbestand über Sommer dank reichlicher Niederschläge gut entwickeln konnte (Foto 2), fand im September eine Begehung für Interessierte statt, um den Stand des Projekts zu erfahren und einen kleinen, ersten Eindruck von der Käferfauna zu bekommen, die sich im ersten Jahr entwickelt hat (Foto 3). Studien aus vorherigen Jahren über in Bayern angelegten Beetle Banks hatten nämlich bestätigt, dass die Insekten- und Singvogelfauna und damit natürlich auch das Niederwild in reichlicher Zahl von den Beetle Banks profitieren. Die Entwicklung der Käferbank in Ohne wird mit Interesse in den nächsten Jahren weiter beobachtet. Sollte das Pilotprojekt zum Nachahmen anregen, wäre das außerordentlich zu begrüßen und wird gerne mit Hilfestellungen tatkräftig unterstützt.
Die Nachmittagssonne schickt sich an unterzugehen, als verheißungsvoller Grillduft die Teilnehmer der Begehung auf den nahen Hof der Familie Hermeling lockt, wo es, wie könnte es anders sein, frisch gegrillte Wildbratwürstchen, Brötchen und kalte Getränke bei munterem, geselligem Gedankenaustausch gibt.
