Alles hat seine Zeit, so geht es auch Janik Ostergetelo, dem amtierenden Junioren-Bundesmeister im Jagdlichen Schießen. Janik kommt aus der Grafschaft Bentheim, schoss 2024 sein letztes Jahr in der Juniorenklasse und wechselt zur kommenden Saison in die Offene Klasse. Wie erging es ihm in den vergangenen Jahren mit seinen Mannschaftskollegen? Wir haben nachgefragt:
"Mit 16 Jahren habe ich 2013 bei uns im Kreis den Jugendjagdschein gemacht. Mit meinem Vater gehe ich aber schon mit zur Jagd, seit ich laufen kann. Sozusagen wurde mir die Passion Jagd in die Wiege gelegt. Über den Jagdschein hinaus bin ich immer mal wieder auf den Tontaubenstand gefahren. Anfangs immer nur mit der Flinte, an alles andere wie beispielsweise eine Teilnahme an der Kreismeisterschaft habe ich mich zunächst noch nicht wirklich herangetraut.
Dieser Gedanke hat mich im Laufe der Jahre aber nicht losgelassen. Darum begann ich vermehrt auch das Kugelschießen zu trainieren. Über die erste Kreismeisterschaft mit mittelmäßigem Erfolg, kam ich 2016 zu meiner ersten Bezirksmeisterschaft. „Wenn es gut läuft, kannst du heute vielleicht die silberne Leistungsnadel schießen“ sagten mir einige Mitjäger auf dem Weg zum Wettbewerb. Bis dato hatte ich von Schießnadeln noch nie etwas gehört. Am Ende standen 330 von 350 möglichen Punkten auf dem Zettel und an meiner Schießweste hing sogar die goldene Nadel. Im Folgejahr konnte ich das Ergebnis bestätigen und wurde damit sogar Bezirksmeister in der Juniorenklasse. Unterstützt wurde ich dabei anfangs nicht nur von meinen Eltern, sondern auch ganz besonders von einem guten Freund der Familie: Arno. Er meinte schon früher, dass mein Ehrgeiz unbedingt gefördert werden müsse und fuhr darum fast wöchentlich mit mir auf den Stand.
Davon motiviert, habe ich mich für die Junioren-Landesmeisterschaft angemeldet, die 2017 in Döllinghausen stattfand. Das erste Training lief miserabel. Aber war das vielleicht Schicksal? Denn geknickt von dem Ergebnis bin ich am Folgetag erneut auf den Schießstand gefahren und traf dort den damaligen Landesschießobmann der Landesjägerschaft Niedersachsen. Dieser schickte anschließend meine Kontaktdaten an Ralf Müller, unseren aktuellen Kadertrainer. Der hat sich wiederum direkt gemeldet und mich zum Training eingeladen. Bis dato hatte ich noch nie etwas vom Landeskader gehört und war dementsprechend extrem gespannt.
So richtig begann meine Kaderzeit im Jahr 2018, in dem ich mir einen von den sechs begehrten Plätzen in der ersten Mannschaft sichern konnte und somit für die Bundesmeisterschaft in Freiburg gesetzt war.
In der Einzelwertung brachte sie für mich nur einen mäßigen Erfolg, dafür aber den Sieg in der Mannschaftswertung. Zudem war es eine sehr wertvolle Erfahrung, da ich erstmal lernen musste, mit den (eigenen) hohen Ansprüchen und der Nervosität umzugehen.
2019 war die Bundesmeisterschaft in Liebenau im Landkreis Nienburg – „Heimspiel“.
Als Generalprobe fand zuvor das Vergleichsschießen der Länder statt, ein Wettbewerb mit allen Kadermannschaften aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Dieses Vergleichsschießen haben wir mit den Junioren haushoch gewonnen, nur um uns dann auf der Bundesmeisterschaft mit einem zweiten Platz zufrieden geben zu müssen. Zu hoch war wohl die Selbstsicherheit. Rückblickend betrachtet war dies aber eine sehr wertvolle Lektion, da wir fortan die Wettkämpfe mit anderen Augen sahen.
2020 und 2021 fielen im Zuge der Corona-Pandemie die Wettbewerbe aus.
2022/2023/2024
2022 begann für uns teilweise eine neue Ära. In den zwei Jahren Corona pausierte zwar unser Schießen, aber nicht unser Alter. Dementsprechend schieden einige von uns aus dem Juniorenbereich aus, der eben nur bis zum Alter von 27 geht. Die Mannschaft musste neu aufgestellt werden und zudem haben wir auch unsere Trainingsstrategie angepasst.
Wir haben kaum noch klassische „Trainings“ geschossen, sondern stattdessen viele Wettkämpfe. Wir waren vielerorts als Gastschützen auf Kreis- oder Bezirksmeisterschaften unterwegs und haben unter Wettkampfbedingungen trainiert. Im Training gut schießen kann jeder, aber im Wettkampf Leistung abrufen – da trennt sich die Spreu vom Weizen. Und da kam unserem Trainer Ralf Müller eine ganz besondere Rolle zu. Er hat sich im Hintergrund um alles gekümmert, alles organisiert und viel beobachtet. Da die Schützen aus ganz Niedersachsen verteilt kommen, stand Ralf vor einer extremen Herausforderung: Aus diesem Haufen „lauter verschiedener Typen“ eine Mannschaft zu formen. Und das hat er über all die Jahre grandios gemeistert. Leistung war zwar immer ein wichtiger Punkt. Aber am Ende des Tages entschied die Menschlichkeit. Er hatte stets ein besonderes Gespür bei der Aufstellung der Truppe.
Und darin liegt letztlich das Erfolgsrezept der letzten Jahre. Aus Schießkollegen wurden über die Jahre Freunde. Vereint durch das Hobby, lachen wir mittlerweile über unzählige schöne, gemeinsame Momente, die sich daraus ergaben. Vor allem die Abende nach unseren Turnieren sind auch Jahre danach noch immer der gemeinsame Nenner und wie Öl im Getriebe. Mittlerweile unternehmen wir auch abseits des Schießens eine Menge zusammen.
Und durch diese Freundschaften schaffen wir es, uns gegenseitig zu verbessern. Einzeln schießt jeder von uns schon sehr gut, gemeinsam aber meistens noch ein bisschen besser. Und das Schöne: Jeder gönnt jedem den Erfolg. Wer am Ende oben steht, ist völlig egal – Hauptsache es ist einer aus unserer Truppe.
Rückblickend über all die Bundesmeisterschaften hinweg wurde ich persönlich vom Ergebnis her jedes Jahr besser. Das liegt zum einen sicherlich an der Erfahrung, zum anderen aber auch ganz klar an der Mannschaft. Man wird zu jeder Zeit von den anderen getragen und immer wieder zu Höchstleistungen gepusht. Egal ob auf Landes- oder auf Bundesebene – es ist dieser gesunde Wettkampftrieb, der in jedem von uns schlummert und dadurch das Ganze erst möglich macht. Und so war es bei mir auch dieses Jahr. Ergebnistechnisch war es bisher das Jahr meines Lebens – Bezirksmeister, Landesmeister aller Klassen und zum krönenden Abschluss auch noch Bundesmeister bei den Junioren. Der Titel, für den ich so lange gekämpft habe. Eines ist sicher: all das wäre nichts wert ohne diese Truppe, unseren Ralf und den Freunden drumherum.
Und so endet meine Juniorenzeit 2024 genau auf dem Stand, wo 2017 alles anfing – in Garlstorf. Mit dem für mich vierten Mannschaftssieg und dem so lang ersehnten Ziel: Bundesmeister Junioren im Einzel. Ein schöneres Happy End hätte ich mir nicht vorstellen können.
Danke für das Gespräch, Janik Ostergetelo.
Bundesmeisterschaft in Garlsdorf, 06.09.2024 (Foto: S. Kapuhs, DJV)