Jäger-Demo in Hannover: Mit erbittertem Widerstand ist zu rechnen

    Jagd ist facettenreich. Jagen ist Eintauchen in Stille, mit allen Sinnen beobachten, ist bewahren und erhalten, ist Schutz durch Nutzen. Jagen steht für Einswerden mit einer Welt, fernab der Menschlichen. Und: Jagen bedeutet lebenslanges Lernen. Dürfen.

    Jagen ist aber auch Politik, war es auch früher schon. Nicht erst 1789 bei der Französischen Revolution. Damals war die höfische Jagd, allem voran die Parforcejagd, zentraler Auslöser. Die wilde Jagd hoch zu Ross hinter laut jagenden Meuten verwüstete Felder und Weiden. Obendrein war der Zehnte zu entrichten. Das Fass lief über. Über Paris brach die Revolution herein. Köpfe rollten. In der Folge wurde das alte Europa, auch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, von einer Reihe territorialer Revolutionen erschüttert. Eines der Ergebnisse dieser Umstürze etwa war unser heutiges Jagdsystem, auf Grundlage des Eigentums an Grund und Boden.

    Im Vorfeld von 1789 diktierte die herrschende Klasse den Dienenden ihre Regeln. Heute wollen Parteien aus dem Spektrum der parlamentarischen Demokratie dem Souverän auf dem Land, Jägern und verbündeten Land- und Naturnutzern und -bewahrern, ihre teils welt- und fachfremden Vorstellungen aufdrücken. Das schreit nach Widerstand! Nur zu verständlich.

    20.000 Jäger in signalfarbenem Flecktarn, die Zahl stammt von Polizei und NDR, aus allen Teilen der Republik und dazu noch zahlreiche der Jägerschaft nahestehende Verbände kamen am 30. Januar nach Hannover. Aus der Grafschaft Bentheim waren allein drei Busse zur Demo unterwegs.

    2025 03 26 (1) Rüdiger Köhler Organisatorisches für den Ablauf   2025 03 26 (2) Einer der drei voll besetzten Busse aus der Grafschaft

    Viele hatten dieses Mal nur ihr Horn dabei. Sie alle trafen sich auf dem Schützenplatz, um von dort , einem Lindwurm gleich, in das Herz Hannovers zum Landtag zu ziehen. Für die vielen Bläser war der Beginn der Demonstration mit geschätzt 1.000 Hörnern beim gemeinsamen Spielen, Gänsehaut pur. Mit Worten lässt sich dieses Gefühlserlebnis schwerlich beschreiben!

    2025 03 26 (3) Demonstrationsteilnehmer   2025 03 26 (4) Schützenplatz in Farbe Camouflage signalrot

    2025 03 26 (5) Das Thema Wolf konnte nicht fehlen  2025 03 26 (6) Jäger   Demonstranten unter Polizeischutz

    Anlass dieser Großdemonstration mit wenigen versprengten Gegendemonstranten waren partei-ideologische Gedankenkonstrukte der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen). Und weil ein Dialog auf Augenhöhe und auf Grundlage belastbarer Fakten nicht möglich war oder vielleicht auch sogar gar nicht gewollt war, blieb nur der Gang auf die Straße, um diese Missstände öffentlich kundzutun.

    2025 03 26 (7) Versprengte Demonstrationsgegner  Vor der Rednerbühne

    Der Präsident des Landesjagdverbandes Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, zugleich Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV), erinnerte daran, dass nur zwei Jahren zuvor das niedersächsische Landesjagdrecht novelliert worden war und laut Koalitionsvertrag in dieser Legislaturperiode „nur“ evaluiert werden sollte. Doch plötzlich und unerwartet sollte es auf Betreiben von Bündnis 90/Die Grünen wiederum geändert werden. Nach nur zwei Jahren nach der letzten Novelle, die von den beiden damals regierungstragenden Fraktionen SPD und CDU mit Zustimmung der FDP bei breiter Mehrheit angenommen worden war?

    Helmut Damann-Tamke

    Das lässt aufmerken. So sollte die Ausbildung von Jagdhunden an lebendem Wild wie an der vorübergehend flugunfähigen sogenannte Müller-Ente, die Vorbereitung auf die Baujagd in Schliefenanlagen auf den Fuchs oder an Schwarzwild in Saugattern verboten werden. Die Jagd am Naturbau sollte generell verboten werden und nur noch am Kunstbau möglich bleiben. Gänzlich unverständlich auch die Vorstellung, das Nutria als invasive Art mit ganzjähriger Vermehrung unter hiesigen klimatischen Bedingungen, aus dem Jagdrecht herauszunehmen und dessen Bejagung auch in nichtjagdliche Hände zu legen. Dies käme einer Aushöhlung des Jagdrechts gleich und damit ein Schritt, die Jagd (als ein an das Eigentumsrecht gebundenes Nutzungsrecht) abzuschaffen. Über all diesen Vorstellungen steht wie ein Schirm die vermeintliche Absicht, mehr Tier- und Naturschutz in der Jagd zu verankern. Ist dies nicht aber längst im unbestimmten Rechtsbegriff der Weidgerechtigkeit, im Bundesjagdgesetz, dem Bundestierschutz und dem Bundesnaturschutzrecht hinlänglich verankert?


    Astrid Garben-Mogwitz
    Astrid Garben-Mogwitz, Präsidentin des Zentralverbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen, versicherte der Jägerschaft, jegliche Unterstützung und wies darauf hin, dass der Waldumbau in resiliente Waldbaumbestände nur mit Jägern gelänge, nicht aber dagegen.

    Karl Walch
    Der Präsident des Jagdgebrauchshundeverbandes, Karl Walch, unterstrich, dass das Einarbeiten brauchbarer Jagdhunde nur an lebenden Wildtieren möglich sei und teilte mit, dass die Fuchsattrappe „Ever-Fox“, die in Dänemark gebräuchlich war, ausläuft. Karl Walch: „Und was machen dänische Jäger? Sie fahren in Nachbarländer mit Schliefenanlagen.“ Noch Fragen?

    Christoph Willeke
    Christoph Willeke (SPD), jüngster Abgeordneter im niedersächsischen Landtag und Jäger, stellte fest: „Die meisten grünen Punkte werden gestrichen. Das Verbot der Naturbaujagd bleibt“.

    Miriam Staudte
    Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) gab sich verwundert ob der Vielzahl an Demonstranten, wo man doch im Dialog mit der Jägerschaft stünde. Übrigens standen den  20.000 Jäger etwa 290 Gegendemonstranten gegenüber.

    Bernhard Krüsken
    Bernhard Küsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes erinnerte: „Letztes Jahr unterstützten die Jäger die Landwirte. Heute stehen beide fachlich und inhaltlich wieder Seite an Seite nebeneinander“.

    Heinz Pyka
    Der Vizepräsident des Anglerverbandes Niedersachsen, Heinz Pyka, selbst Jäger, betonte, dass Jäger und Angler schützen und nutzen und damit praktischen Naturschutz leisten.

    Dirk Koslowski
    Dirk Koslowski, Vorsitzender Land Schafft Verbindung Niedersachsen-Bremen, bekräftigte bereits Gesagtes und ergänzte: „Wenn wir schon über Änderungen am Jagdrecht reden, das gehört das Thema Wolf mit dazu!“

    Alle Redner ernteten tosenden Applaus. Zur Rede der Landwirtschaftsministerin bliesen die Bläser mehrere Male „Auf Wiederseh´n“. Ob sie das Signal nicht kannte oder überhören wollte? Wir wissen es nicht.

    Das Schlusswort gebührte Helmut Dammann-Tamke, dem Verantwortlichen der Demo. Er war bewegt von der großen Zahl teilnehmender Jäger, danke für das Engagement und die überwältigende Geschlossenheit in den eigenen Reihen und wiederholte noch einmal: „Die Jägerschaft ist mit diesem Vorgehen des Landwirtschaftsministeriums keineswegs einverstanden!“ Und an die Adresse der Ministerin gewandt: „Rechnen Sie weiter mit unserem erbittertem Widerstand, wenn absehbar wird, dass das Ziel dieser Novellierung das Abschaffen der Niederwildjagd sein sollte!“

    Helmut Dammann-Tamke

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